Notfallvorrat: Dieses Wort geistert mittlerweile sogar durchs TV. Kein Wunder: Der Krieg in der Ukraine weckt Angst. Doch selbst ohne Krieg kann viel passieren. Sei also besser vorbereitet!

Ende 2022 gibt es plötzlich im Fernsehen Werbespots vom BBK, also dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. In diesen Filmchen geht es jedenfalls um das Anlegen eines Notfallvorrats. Aber wozu solltest du einen solchen Vorrat horten? Wir leben in einem sicheren Land. Zugegeben: Das ist richtig. Und wieder nicht.

Naturkatastrophen: Sicherheit gibt es nicht

Denke nur mal ans Ahrtal. Dass dieses 2021 von einer katastrophalen Flut verwüstet wurde, sah niemand kommen. Solche Unglücke sind selten? Falsch. Ein Blick in die jüngste Geschichte zeigt gleich mehrere solcher Naturkatastrophen. Zum Beispiel…

  • 2021 Flut im Ahrtal
  • 2009 Erdrutsch in Nachterstedt
  • 2006 Elbhochwasser
  • 2005 Münsterländer Schneechaos

Und das sind nur die großen „deutschen“ Naturkatastrophen. Es gab zig weitere, die jedoch regional beschränkt waren. Dafür gab es weltweit zig weitere Beispiele. Denke nur mal an die Tsunamis, die Weihnachten 2004 etliche asiatische Küsten mit bis zu 17 m (!) hohen Flutwellen überrollten. Schäden in Milliardenhöhe. 110.000 Verletzte. 230.000 Tote. Letztere nur geschätzt, weil man viele Leichen eilig in Massengräbern verscharrte. Um Seuchen zu verhindern.

Gefahren wie…

  • massive Unwetter
  • Hochwasser & Fluten
  • Hitze und Dürre
  • extreme Schneefälle
  • Erdbeben & Erdrutsche

drohen dir jedenfalls überall. Jederzeit. Dazu kommen „menschengemachte“ Unglücke wie Chemieunfälle. Oder Atomunfälle. Fukushima sowie Tschernobyl sind jedem bekannte Städte. Die „neue“ Energiekrise macht außerdem Blackouts möglich. Also großflächige Stromausfälle.

Fazit: Du bist nirgendwo sicher. Nicht vor Mutter Natur. Nicht vor dummen (aber eventuell aggressiven) Menschen. Sorge daher vor. Mit einem Notfallvorrat. Wie du einen solchen anlegst, verrät das BBK.

Notfallvorrat anlegen: Die Liste laut BBK

Grob zusammengefasst sollte ein Notfallvorrat alles beinhalten, um mindestens zehn Tage überleben zu können. Sprich…

Notvorrat: 20 Liter Wasser pro Person

Das Wichtigste, wenn du einen Notfallvorrat anlegen willst, sind natürlich Lebensmittel und Wasser. Pro Person und Tag rät das BBK zu 2,0 l Wasser bzw. Flüssigkeit. Kleines Aber: Darin sind bereits 0,5 l pro Tag und Person für Abwäsche, Hygiene etc. enthalten. Macht also nur noch 1,5 l Wasser pro Tag und Person zum Trinken. Im Sommer kann das zu wenig sein. Willst du auf Nummer sicher gehen, mach’ aus den 2,0 l besser 3,0 l.

Ansonsten hier die Liste des BBK auf zehn Tage pro Person

  • Wasser: 20 l (besser 30 l)
  • Kartoffeln, Nudeln, Reis, Getreideprodukte & (Dosen)Brot: 3,5 kg
  • Gemüse & Hülsenfrüchte (Konserven/Gläser): 4,0 kg
  • Obst (Konserven/Gläser) & Nüsse: 2,5 kg
  • Milch & Milchprodukte (ohne Kühlbedarf): 2,6 kg
  • Fisch, Fleisch & Eier (Konserven/Volleipulver): 1,5 kg
  • Fett & Öl: 0,357 kg

Dazu kommen noch sonstige (haltbare) Nahrungsmittel nach eigenem Belieben. Zum Beispiel…

  • Gewürze
  • Zucker / Süßstoff
  • Schokolade
  • Honig
  • Marmelade
  • Pflaumenmus
  • Hartkekse
  • Mehl
  • Instantbrühe
  • Kartoffeltrockenprodukte
  • Kaffee
  • Kakaopulver
  • etc.

Mit Lebensmitteln und Wasser bist du somit gut eingedeckt. Achte jedoch unbedingt auf lang haltbare Lebensmittel und luftdichte Verpackungen. Kaufe keine zerbeulten Konserven, selbst wenn diese verbilligt sind. Solche Konserven können undicht und somit längst verdorben sein. Lagere am besten alles in (möglichst transparenten) Boxen und beschrifte diese dem Inhalt entsprechend. Lagere außerdem Fertiggerichte ein. So hast du bei Bedarf schnell ein Essen auf dem Tisch.

Tipp: Integriere den Notfallvorrat in deinen täglichen Verbrauch (Prinzip „lebender Vorrat“). Kaufe aber zuerst nach. So verbrauchst du erstens demnächst ablaufende Lebensmittel. Zweitens füllst du deinen Notfallvorrat mit frischen Lebensmitteln auf. Sonst läuft dein Notvorrat irgendwann ab und du hast sinnlos Geld verbrannt.

Ohne Dosenöffner geht nix…

Das leckerste Essen bringt dir übrigens nichts, wenn du nicht ran kommst. Wie bekommst du eine Konserve auf? Wie machst du die Fertig-Ravioli oder Erbsensuppe warm? Du brauchst – neben Wasser und Nahrung – also ein paar praktische Gebrauchsgegenstände in deinem Notfallvorrat. Und zwar diese…

  • Dosenöffner
  • Taschenmesser
  • Essgeschirr, Besteck, Becher, Thermoskanne
  • Kocher (+ Brennstoff)
  • Radio (mit Kurbel-, Solar- oder Batterie (+ Batterien))
  • Taschenlampe (+ Batterien)
  • Kerzen + Streichhölzer / Feuerzeug
  • Foto-Handy oder Fotokamera
  • Heizgelegenheit (+ Brennstoff)
  • evtl. Campingtoilette (+ Ersatzbeutel)

Notfallvorrat: Auch Kleidung ist wichtig

Ebenfalls wichtig ist Kleidung. Nicht die neueste Mode, sondern zweckdienliche. Statt Anzug und Hemd also strapazierfähige Kleidung, am besten aus dem Outdoor-Bereich. Was du im Notvorrat unbedingt einlagern solltest, ist jedenfalls das…

  • strapazierfähige, warme Kleidung
  • behelfsmäßige Schutzkleidung
  • Unterwäsche und Strümpfe
  • derbe Schuhe
  • Gummistiefel
  • Kopfbedeckung
  • Schutzhelm
  • Arbeitshandschuhe
  • Schutzmaske und behelfsmäßiger Atemschutz

Davon ab lohnen ein paar (warme) Decken. Denn im Winter – insbesondere ohne Strom und somit Heizung – kann es verdammt kalt werden. Denk’ vor allem an deine Kinder. Auch ein paar (alte) Schlafsäcke sind nicht verkehrt.

Notvorrat: Was gehört in die Hausapotheke?

Weiter geht es mit der Hausapotheke. Diese sollte generell gut gefüllt sein. Egal ob in normalen oder Krisenzeiten. Aber mit was? Damit…

  • DIN-Verbandskasten
  • Schmerzmittel
  • Hautdesinfektionsmittel
  • Wunddesinfektionsmittel
  • Mittel gegen Erkältungen
  • Mittel gegen Durchfall
  • Fieberthermometer
  • Salbe für Insektenstiche
  • Salbe für Sonnenbrand
  • Splitterpinzette

Denke außerdem an vom Arzt verschriebene Medikamente. Bist du Diabetiker, also Insulin. Hast du Probleme mit Blutdruck oder dem Herz, halt dafür entsprechende Medikamente.

Tipp: Musst du mal wieder den Verbandskasten in deinem Auto wechseln? Prima. Wirf den alten nicht weg, sondern lagere ihn ein. Eine alte Mullbinde ist besser als gar keine.

Hygieneartikel gehören ebenfalls in Notfallvorrat

Die Hygiene ist ebenfalls ein Thema. Entsprechend sind typische Hygieneartikel gefragt. Und zwar konkret…

  • Seife
  • Waschmittel
  • Desinfektionsmittel & Schmierseife
  • Zahnbürste & Zahnpasta
  • Taschentücher
  • Einweggeschirr & Besteck
  • Haushaltspapier
  • Toilettenpapier
  • Müllbeutel
  • Haushaltshandschuhe

Die Damen sollten zudem an nötige Dinge wie Binden oder Tampons denken.

Tipp: Schütte Schmutzwasser vom Waschen, Rasieren oder dem Abwasch nicht weg. Nutze es als Toilettenwasser. Bei Stromausfall bricht nämlich relativ schnell die Wasserversorgung zusammen. Ohne elektrische Pumpen und Filter bleibt der Wasserhahn trocken. Mit Schmutzwasser kannst du aber immer noch super die Toilette spülen.

Dokumentenmappe zur Dokumentensicherung

Außerdem ist es ein guter Rat, wichtige Dokumente zu sichern. Am besten legst du dir eine Dokumentenmappe an. So hast du wichtige Unterlagen schön geordnet in einem Hefter, der bei Bedarf auch in einen Fluchtrucksack passt.

Die Dokumentenmappe sollte jedenfalls folgende Papiere enthalten. Im Original

  • Geburtsurkunde(n)
  • Heiratsurkunde
  • Sterbeurkunde(n)
  • Stammbuch

Im Original oder als beglaubigte Kopie

  • Sparbücher und Kontoverträge
  • Aktien und Wertpapiere
  • Versicherungen
  • Renten-, Pensions- & Einkommensbescheinigungen
  • Einkommensteuerbescheide
  • Zeugnisse und Qualifizierungen (Schul- & Hochschulzeugnisse, Zusatzqualifikationen)
  • Verträge und Änderungsverträge (Mietverträge, Leasingverträge etc.)
  • Testament
  • Patientenverfügung
  • Vollmachten

Als einfache Kopie

  • Personalausweis und Reisepass
  • Führerschein und Fahrzeugpapiere
  • Impfpass
  • Grundbuchauszüge
  • Änderungsbescheide für empfangene Leistungen
  • Zahlungsbelege für Versicherungen (besonders Rentenversicherung)
  • Meldenachweise & Bescheide von der Agentur für Arbeit
  • Rechnungen, die offene Zahlungsansprüche belegen
  • Mitglieds- & Beitragsbücher von Verbänden, Vereinen, Organisationen

Tipp: Kopiere oder digitalisiere deine Unterlagen und hinterlege diese bei Verwandten, Freunden, deinem Anwalt oder in einem Bankschließfach. Nur als Plan B.

Brandschutz kann Leben retten

Zuletzt ist Brandschutz ein (wichtiges) Thema. Denn bricht in einer Krise ein Brand aus, bist du mit ziemlicher Sicherheit erst mal auf dich allein gestellt. Ein gutes Beispiel ist erneut das Ahrtal. Hunderte, ja Tausende brauchten im gleichen Moment Hilfe. Feuerwehr und Rettungsdienst waren somit (wenig überraschend) total überlastet. Rechne in einem Katastrophenfall also nicht mit schneller Hilfe. Bis die Feuerwehr da ist, ist dein Haus im schlimmsten Fall nur noch ein großer Haufen Asche. Zum Brandschutz zählen jedenfalls…

  • Rauchmelder
  • Feuerlöscher
  • Löschspray
  • Garten- oder Autowaschschlauch
  • Eimer (für Löschwasser)
  • Kübel- oder Einstellspritze

Tipp: Entrümpele regelmäßig Dachboden und Keller. Noch besser: Müll’ die erst gar nicht zu. Und zwar aus zwei logischen Gründen. Erstens: Jeder Unrat verspricht Feuer Nahrung. Je weniger Nahrung ein ausbrechendes Feuer hat, desto besser. Zweitens: Musst du tatsächlich löschen, versperrt dir Gerümpel womöglich den Weg. Entweder den Weg zum Brandherd. Oder aber den Weg zur Flucht.

Fluchtweg ist das Stichwort. Halte Fluchtwege unbedingt offen. Es hat seinen Grund, warum in Mietshäusern laut Hausordnung das Abstellen von Kinderwagen, Fahrrädern oder Müll im Treppenhaus verboten ist. Damit du im Fall der Fälle fliehen kannst. Leider fehlt manchen Mitmenschen hierzu das Verständnis. Bis es tatsächlich brennt…

Notfallvorrat: Checkliste und Fluchtrucksack

Die Liste zum Notvorrat ist damit komplett. Das geht ins Geld? Stimmt. Aber bei einigen Sachen – zum Beispiel Kleidung, Decken etc. – kannst du ausrangiertes nehmen. Eine alte (aber noch heile) Hose oder Decke muss nicht gleich in den Abfall. Für Krisen langt so was allemal. Weil es nicht auf Optik, sondern Zweckmäßigkeit ankommt.

Du musst zudem nicht den kompletten Vorrat auf einen Schlag kaufen. DAS geht wirklich ins Geld. Vor allem bei einer vierköpfigen Familie. Denk’ dran: Die genannten Vorräte an Lebensmittel sind PRO Person. Bei einer vierköpfigen Familie musst du die Liste also mal vier nehmen. Das kostet. Daher mein Rat: Lege dir den Notfallvorrat nach und nach an. Beim nächsten Einkauf packst du zwei Büchsen Bohnen, Erbsen oder Rotkohl extra ein. Oder ein Pumpernickel (Dose). Oder eine Marmelade deiner Wahl. So baust du nach und nach den Notvorrat auf, ohne gleich dein Konto zu plündern. Und noch mal: Bei Kleidung, Decken und dergleichen kannst du auf ausrangierte Dinge zurückgreifen. Diese langen allemal – und sparen Geld.

Zum Schluss habe ich hier noch die Checkliste Notfallvorrat zum Download. Diese kannst du auf Smartphone oder Laptop speichern, ausdrucken und Schritt für Schritt abhaken. Viel Spaß dabei.

Möglich übrigens, dass du eine Krise oder Katastrophe nicht zuhause aussitzen kannst. Möglich, dass du (ihr) fluchtartig Haus oder Wohnung verlassen müsst. Sei es wegen einer Flut (Ahrtal), Erdrutsch, Krieg. Für diesen Fall lohnt ein Notfall- bzw. Fluchtrucksack. Hoffen wir, dass du diesen nie brauchst. Vorbereitet sein ist jedoch besser als nicht vorbereitet sein.

Hoffen wir also das Beste – und rechnen mit dem Schlimmsten!

Quelle: BBK